Obrigado heißt Danke auf Portugiesisch und man hört dieses Wort mit dem rollenden „R“ in der Mitte allenthalben in Brasilien. Wird in einem Restaurant etwas an den Tisch gebracht, sagt der Kellner obrigado, der Gast erwidert dem Kellner obrigado und der Kellner antwortet, wenn er den Tisch verlässt, na was wohl? (obrigado). Aber so sind die Brasilianer: freundlich, lebenslustig und insgesamt trotz problematischer wirtschaftlicher Situation optimistisch. Manchmal sind sie jedoch etwas unsicher, was die Kommunikation in Englisch angeht – denn diese Sprache ist in Basilien nicht sehr verbreitet. Das macht den Pfeffer-Handel mit Brasilien nicht gerade einfach und ein Volk knapp unter der 200 Mio Marke, ist auf Hilfe angewiesen, um die reichhaltigen natürlichen Ressourcen Brasiliens exportieren zu können.Heute ist brasilianischer Pfeffer in Europa sehr gefragt, denn Pflanzenkrankheiten und Insektenplagen in Vietnam führen dort zu vermehrten Pestizid-Einsätzen. Seit fast drei Jahren kaufen wir nur noch brasilianischen Pfeffer, um unsere Kunden vor diesen Problematiken zu schützen. Als einer der wenigen Importeure in Europa, besuchen wir unsere Partner vor Ort.
Para in Amazonien
Die Ernte steht gut. Die Pfefferbüsche sind voller Rispen. Aber die Hitze tut den Bäumen nicht gut. Die Regenzeit von Januar bis Juni ist dürftig verlaufen und der tägliche Platzregen – kalkulierbar in der Zeit zwischen 15.00 Uhr und 16.00 Uhr – in der zweiten Jahreshälfte ist ausgeblieben. Bei Temperaturen zwischen 34 und 40 ° Celsius und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 80-95 % ohne Regen, leiden Mensch und Natur, unter den Auswirkungen des El Nino.
Die Pfeffer-Ernte in Para ist zum Zeitpunkt unseres Besuches Ende September bereits zu 40 % eingebracht, einige Wochen zu früh, denn die Pfefferpflanzen müssen von den Rispen befreit werden, bevor die Früchte die Pfefferpflanzen auszehren und sie verdorren.
Auf unseren field surveys auf den Pfefferplantagen haben wir erste Hitze-schäden einzelner Pfefferpflanzen gesehen. Die Neu-Anpflanzungen leiden, bevor die Pfeffer Sträucher das erste Mal getragen haben. In Para wird 20 % der Ernte von Großbauern eingebracht, die restlichen Mengen konzentrieren sich auf die mittleren und kleinen Pfefferplantagen. Wir besuchten alle drei Plantagengrößen – wobei Größen in Brasilien, einem Land das so groß ist wie Europa – eine andere Dimension hat als in Deutschland.
Unser „großer“ Pfefferbauer ist ein Familienbetrieb mit 4 Brüdern, die sich gut platziert haben. Ein Bruder arbeitet in der Politik (!!), einer in der Landwirtschaftsbehörde und die beiden restlichen Brüder bewirtschaften den Hof. Zusammen besitzen sie 10 Lot Land (jedes mit 25 Hektar) und erwirtschaften im Jahr etwa 7.50 mt Schwarzen Pfeffer.
Ihre Plantagen sind über weite Entfernungen um den Hof verstreut und Neuanpflanzungen zeugen von der Hoffnung auf einen weiteren Pfeffer-Boom.
Der Pfeffer von den Rispen befreit und anschließend über drei bis vier Tage schonend sonnengetrocknet, um dann direkt an die Pfeffer-Verarbeiter im Lande verkauft zu werden.
Die kleinen und mittleren Bauern mit Parzellengrößen von bis zu fünf Hektaren verkaufen über Zwischenhändler oder über die Verarbeiter mit einem guten Kontakt.
Die Weiterverarbeitung erfolgt in Tomacu und in Castanhal, östlich bzw. südlich von Belem/Para. Hier haben sich einige Verarbeitungscluster gebildet, wobei Qualität und Größe der Verarbeitung sich wesentlich voneinander unterscheiden können.
Die Exporteure übernehmen in Para die Vorfinanzierung der Ware und organisieren den Transport, der wegen der hohen Kriminalität in Brasilien oftmals von Polizisten in ihrer Freizeit begleitet wird (selbstverständlich gegen Geld!). Sie führen eine erste Nachreinigung, Steine Auslesung und Fraktionierung der verschiedenen Pfeffer-qualitäten durch.
Problematisch ist – wegen des Preisniveaus die Vorfinanzierung und der stark schwankende Real Kurs, der allein im letzten Jahr um 53 % abgewertet wurde.
Espirito Santo (ES)
3.200 km weiter südöstlich, mehrere Flug-Stunden entfernt, befindet sich das zweite große Anbaugebiet von Pfeffer in Brasilien.
Espirito Santo ist traditionell ein Kaffee-Anbaugebiet. Nach dem Beginn der Pfeffer Hausse, habe sich viele Kaffee-Spezialisten mit Pfeffer ein zweites Standbein geschaffen. Häufig haben hier die Verarbeiter ihre eigenen Plantagen.
Mit 15.000 mt pro Jahr erntet ES derzeit knapp die Hälfte von Para, jedoch gibt es zahlreiche große Neuanpflanzungen. 2016 spätestens will ES genau so groß sein wie Para.
Die Pfeffergärten sind neu und sehr groß. Es gibt kaum Kleinbauern. Fast alle Felder sind mit künstlichen Bewässerungen ausgestattet, so dass die Hitzeschäden wegen der Trockenheit nicht ganz so schlimm ausfallen.
Im Gegensatz zu Para stehen häufig zwei bis drei Pfeffer-Pflanzen an einem Pole. Das führt zwar zu größerer Ausbringungsmenge pro Pole, aber gleichzeitig auch zu einer stärkeren Auslaugung des Bodens.
Die Ernte in ES startet im Juni, Juli und August (Haupternte). Im Oktober wird es eine Zwischenernte geben, weil die Pfefferkörner an einem Vine unterschiedlich groß sein können. Es werden Ernteeinbußen bis zu 20 % erwartet, wenn die Trockenheit länger anhält. Die Verarbeitung ist professionell, teilweise mit sehr modernen Anlagen, die nachreinigen und nachtrocknen können.
Wie der Pfeffer nach Brasilien kam
Die Historie erzählt von einem Schiff auf dem Weg von Japan nach Brasilien und einer schwangeren Passagierin, die in den Wehen lag. Das Schiff hielt in Singapur, damit die Frau mit ärztlicher Hilfe dort ihr Kind zur Welt bringen konnte. Die restlichen Japaner gingen für diese Zeit von Bord und besuchten einen Markt in Singapur. Und so war es ein Japaner, der auf dem Markt einige Setzlinge frischer Pfefferpflanzen kaufte, in Zeitungspapier einwickelte und mit an Bord brachte.
Angekommen in Brasilien, siedelten die Japaner im Norden und pflanzten die Pfefferstecklinge an. Daraus entwickelten sich die ersten großen japanischen Pfeffer-Plantagen, die für ihre besonders gute Qualität bekannt wurden. Sehr schnell fanden jüdische Händler heraus, dass Basilien günstiger produzieren konnte als damals Asien. Und so gibt es heute noch in Brasilien die Pfeffersorte Cingapura, neben etwa 4 weiteren verschiedenen Pfeffersorten. Die Cingapura ist auch heute noch die mit Abstand widerstandsfähigste Pflanze.
Wir besuchten auch die Exporteure unserer
Seit 1997 ist Vietnam aufgrund staatlicher Unterstützungsprogramme der größte Pfeffer-anbauer der Welt mit über 140.000 mt jährlicher Ernte. Brasilien erntet heute etwa 30.000 mt im Norden Brasiliens (Para/Maranho) und 15.000 mt im Süd-Osten Brasiliens (Espirito Santo und Bahia) pro Jahr.
Pfefferplantage
Neuanpflanzungen
Trockenschäden
Wir freuen uns, als eine der wenigen deutschen Importeure die Gelegenheit gehabt zu haben, Lieferantenaudits bei Bauern und Verarbeitern durchzuführen und so viel über den Pfeffer-Anbau in Brasilien lernen zu dürfen. Obrigado Brazil!