Pfeffer und Brasilien, das gehört einfach zusammen. Seit Jahrzehnten wächst er bei uns. Sonne, fruchtbarer Boden und hin und wieder ein bisschen Feuchtigkeit – mehr braucht es nicht für hervorragende Wachstums-
bedingungen. Und genau das ist bei uns der Fall: ohne Chemie und weitgehend ohne Pestizide, können wir heute auf 30.000 Hektar Pfefferplantagen mehr als 50.000 Tonnen brasilianischen Pfeffer ernten.
Es gibt zwei Wachstumsregionen für Pfeffer: eine im Norden (Para) und eine im Osten von Brasilien. Ich bin in Espirito Santo zu Hause, an der Brasilianischen Ostküste. Unsere Plantagen sind noch relativ jung und unser Pfeffer ist deshalb sehr widerstandsfähig. Fast alle unserer Plantagen sind mit Bewässerungssystemen ausgestattet, so dass uns El Nino – der große Klimawandel mit langanhaltenden Trockenphasen – bisher nichts ausmachen konnte. In Espírito Santo werden fast 14.000 Tonnen auf über 7.500 Hektar angebaut – das ist sehr effizient.
In Bezug auf Agrarprodukte haben wir Pfefferfarmer in Espírito Santo Erfahrungen, weil wir historisch schon immer Kaffee und Kakao, aber auch andere Agrarprodukte angebaut haben. Zusammen mit unseren Beratern und unseren Partnern in Europa, versuchen wir uns weiterzuentwickeln: hinsichtlich der Verarbeitungsmethoden und den von Europa geforderten Qualitäten. Deshalb sind wir offen für Veränderungen.
Europäische Kunden
Selbstverständlich wird brasilianischer Pfeffer in die ganze Welt verkauft, wobei Hauptabnehmer Amerika, Europa und unsere Nachbarstaaten sind. Da wir Brasilianer traditionell Rohware liefern, sind unsere gängigsten Qualitäten ASTA USA Standard (570-600 g/l), B1 min 560 g/l und B2 min 500 g/l.
Europa “tickt” ein wenig anders als unsere anderen Kunden. Es gibt eine Menge unterschiedlicher Anfragen, vor allem wenn wieder einmal neue Verordnungen oder Gesetze herausgebracht werden. Aber wir haben europäische Kunden, speziell in Deutschland, die uns durch dieses Dickicht mit durchführen: vertrauensvoll und als Partner.
Leider “wagen” es viel zu wenig europäische Importeure es zu uns: vielleicht weil die Reise zu anstrengend ist, vielleicht wegen der Sprachbarriere – denn in Brasilien wird hauptsächlich Portugiesisch gesprochen.
Heike und Olaf von AKO The Spice Company! haben uns im September 2015 in Brasilien besucht. Sie waren bis dato tatsächlich die einzigen Europäer, die sich für alles interessiert haben: Plantagen, Lagerhäuser, Weiterverarbeitung, einfach alles. Ich weiß – nachdem ich jetzt in Deutschland bin – was das für eine anstrengende Reise gewesen sein muss! Denn noch heute – knapp 4 Wochen nach meiner Ankunft in Europa – habe ich Probleme mit meinem Schlafrhythmus.
Die beiden „AKOs“ sind wissbegierig und neugierig. Und hatten sich ein großes Pensum vorgenommen: in Para (unserer nördlichen Provinz) und in Espírito Santo (im Osten). Kleinbauern, mittlere Bauern, Großbauern, Verarbeiter mit verschiedenen Produktionsmethoden. Anbau, Ernte, Trocknung, Aufbereitung. Sie wollten alles wissen. Es gab eigentlich nichts, was die beiden nicht interessierte.
Learning by doing
Natürlich bin ich auch sehr neugierig. Als Heike und Olaf mich einluden, ein achtwöchiges Praktikum in ihrem Unternehmen zu absolvieren, habe ich mich richtig gefreut. Das gab mir die Möglichkeit, einen Einblick in die Europäische Gewürzverarbeitung zu gewinnen und etwas über AKO zu lernen.
Nach meiner Ankunft im November, verbrachte ich die ersten Tage im AKO Labor. Ziemlich modern, gut ausgestattet. Qualitätskontrolle auf high level: visuelle, sensorische, mikrobiologische und chemisch-physikalische Kontrolle – streng nach Europäischen Anforderungen. Außerdem werden hier Hygienekontrollen und ELISA – Allergentests durchgeführt.
Die folgenden zwei Wochen hatte ich also die Möglichkeit Wareneingangs- und Fertigproduktkontrollen mit durchzuführen. Anfangs überraschten mich die Gradlinigkeit und die Genauigkeit mit der die verschiedenen Analysen durchgeführt wurden. Aber dann verstand ich, dass AKO sich und seine Kunden schützen möchte und Verantwortung übernimmt.
Natürlich habe ich mich auf meinen Aufenthalt in der Produktion von AKO gefreut. Aber erst bekam ich meine persönliche Schutzausrüstung und eine Hygieneschulung. Überhaupt spielt die Hygiene bei AKO eine große Rolle. Jeder Produktions-Raum ist ausgestattet mit Hand-Waschbecken. Bei jedem Chargenwechsel, bei jeder Produktion wurden pre- und post Reinigungs- und Desinfektionsprozesse gefahren. Undenkbar für reine Monoprodukt-Hersteller!
AKOs Lager und Produktionsgebäude sind neu und modern. Und anders als in Brasilien, werden sehr viele Maschinen benutzt. Damit ich die Lager- und Produktionsräume betreten konnte, musste ich erst einmal registriert werden und mein Fingerprint für das automatische Sicherungssystem eingelesen werden. So etwas kenne ich gar nicht aus Brasilien!
In AKOs 10 Meter hohem Lager, habe ich das erste Mal Hochregale gesehen. Nur Hochregal-Gabelstapler können Paletten in diese Höhe fahren und entsprechend wieder herunterholen. Fantastisch! Schade, dass ich keinen Gabelstapler-Führerschein habe, ich wäre gern einmal damit gefahren.
Obwohl wir unseren Pfeffer schon vorreinigen, veredelt AKO noch einmal den Pfeffer und reinigt ihn nach. Und das gleich dreifach! Mit großen Anlagen, mit Windsichtern, Sieben und Magneten wird eine Reinheit des Pfeffers von über
99,5 % erreicht.
Dass AKO den ganzen Pfeffer aus Brasilien auch selbst vermahlt wusste ich bereits. In der Abteilung Mahlen – in der es viele unterschiedliche Anlagen gibt – durfte ich mir das einmal anschauen. Wussten Sie, dass AKO kalt vermahlt um den ätherischen Ölgehalt im Pfeffer so hoch wie möglich zu halten? Jetzt verstehe ich auch, warum AKO keinen gemahlenen Pfeffer im Ursprung kauft. Sie wollen so viele Produktionsschritte wie möglich selbst in der Hand haben, um zu wissen was im Produkt ist und eine maximale Produktsicherheit haben. Deshalb sind im gesamten Produktionsprozesse Magnete angebraucht. Alle gemahlenen Produkte werden zwangsgesiebt. Damit gibt es kein Fremdkörperrisiko mehr im Endprodukt!
Erstaunt war ich schon, als ich sah wie viel selbst die Produktionsmitarbeiter während ihrer Arbeit dokumentieren müssen: Reinigungs- und Desinfektionsarbeiten, Kontrollarbeiten vor und nach dem Produktionsprozess und natürlich eine lückenlose Mengenerfassung. Ich habe gelernt, dass eine lückenlose Rückverfolgbarkeit der Ware wichtig ist für Europäer und zwar vom Lieferanten zu AKO und von AKO zum Kunden. Deshalb haben alle Produkte – vom Wareneingang über die Produktion bis zum Warenausgang – eine Chargennummer.
Ja, zugegeben, Qualitäts-Management bei AKO war nicht so mein Fall. Die Firma ist zertifiziert nach FSSC 22000 – dem höchsten Managementstandard für Lebensmittelsicherheit – den ich gar nicht kannte. Das war viel Theorie. Ich habe aber gelernt: eine Zertifizierung nach diesem globalem Standard ist eine Auszeichnung und sie muss mit viel Engagement gelebt und erarbeitet sein.
Jetzt war mir aber auch klar, warum Heike und Olaf in die Ursprungsländer der Gewürze reisen. Und warum sie uns in Brasilien besucht haben. Denn dort wollten beide wissen, welche Risiken es geben könnte und was bei AKO getan werden kann, um diese auszuschließen.
Lieferanten-Audits, hohe hygienische Standards, gut organisierte Produktionsabläufe, ein eigenes Labor und Qualitätsmanagement – das hat mich wirklich erstaunt. Alles ist sehr strukturiert und durchdacht.
Steht Brasilien für Agrarrohstoffe, Fußball und Pfeffer, so ist Deutschland das Land der hohen Ansprüche an Sicherheit und Qualität. Manchmal vielleicht ein bisschen kompliziert. Von Fußball wollen wir an dieser Stelle besser nicht reden!
Im Januar werde ich nach Brasilien zurückkehren und mein Studium beginnen. Die Erfahrungen, die ich hier bei AKO innerhalb so kurzer Zeit machen konnte, werde ich dabei sicher nicht vergessen und viele Dinge weitergeben. Ich bin Heike und Olaf sehr dankbar dafür, dass sie mir hier so viel gezeigt haben und weil ich die beiden auch menschlich mag, hoffe ich dass wir in Kontakt bleiben werden!