Pierre Poivres Erbe
Sie stammen ursprünglich aus den Molukken, einer indonesischen Inselgruppe zwischen Sulawesi und Neuguinea und waren Handelsmonopol der Holländer. Noch heute wird auf den Molukken ein Nelkenbaum gepflanzt, wenn ein Kind geboren wird. Und zum Schutz vor Krankheiten werden Kindern Armbänder aus Nelken gebastelt. Peter Pfeffer oder besser „Pierre Poivre“, dem Räuber von „Gewürznelke und Muskatnuss“, haben wir es zu verdanken, das das niederländische Monopol unterwandert wurde. Der französische Missionar schmuggelte 1769 bis 1779 die Pflanzen heraus und überließ fünf Nelkenbäumchen Sieur Hubert, der die Bäumchen in Kreolen auf die Insel Réunion brachte. Nur eine der fünf Pflanzen überlebte den Transport: die Mutter aller Nelken-Bäume. Abkömmlinge dieser Pflanze wurden anschließend in alle Welt gebracht. 1773 erreichten sie auch Südamerika. Heute kommen Nelken aus Indonesien, Madagaskar, den Komoren, Sri Lanka und Bahia. Aber welche Nelken sind die Besten……..
Indonesien
Obwohl Ursprung der Nelken, hat Indonesien heute keine große Bedeutung als Anbieter im internationalen Nelkenhandel.
Wohl aber im lokalen: denn über 90 Prozent der indonesischen Nelken, werden von der lokalen Zigarettenindustrie benötigt: mehr als 80.000 mt im Jahr. Manchmal, wenn – wie im Jahre 2011 – die Nelkenernte zu klein ist, müssen Nelken sogar nach Indonesien importiert werden. Dann hat eine Nelkenknappheit in Indonesien auch Einfluss auf die weltweiten Nelkenpreise!
2015 und 2016 gab es mit ungefähr 100.000 mt zwei gute Ernten in Folge. Das ließ Exporte zu. Die neue Ernte 2017 – die normalerweise im Juni bzw. Juli stattfindet – soll sich nach neuesten Meldungen auf September verzögern. Unter dem Einfluß des Wetterphänomens El Nina wird sie wesentlich geringer ausfallen als normal. Sie wird auf insgesamt nur 20.000 bis 25.000 mt geschätzt. Wohl soll die Kretek Industrie Warenbestände bis zu 18 Monaten haben, trotzdem rechnet die Fachwelt damit, das die Nelkenpreise durch die Nachfrage der indonesischen Kretekindustrie steigen wird.
Madagaskar/Komoren
Geschichte
Die Geschichte der Nelken von Madagaskar und den Komoren ist eng mit Frankreich verknüpft: während in Madagaskar die ersten Nelkenplantagen im Nord- und Südosten schon während der französischen Kolonialzeit entstanden, gab erst die endgültige Unabhängigkeit von Frankreich 1975 den Komoren die Motivation zum Nelkenanbau. Dieser enge Bezug zu Frankreich erklärt, warum noch heute der Handel in der Hand von französischen Importeuren ist.
Aussehen und Aroma
Nelken aus Madagaskar/ Komoren gehören zu derselben botanischen Spezies. Deshalb kann man sie kaum voneinander unterschieden, solange sie zur selben Zeit mit demselben Reifegrad geerntet und auf dieselbe Art weiterverarbeitet wurden.
Anbau, Ernte und Bearbeitung
Auf den Komoren werden zwischen 3.000 und 4.500 mt Nelken im Jahr geerntet: 2017 wird mit einer durchschnittlichen Ausbringung von 3.500 mt gerechnet. Ernte und Nachreinigung erfolgen meist manuell. Einige Exporteure haben indonesische Nachreinigungsmaschinen angeschafft.
Madagaskar erntet zwischen 6.000 und 18.000 mt Nelken jährlich. Seit den letzten drei Jahren sind die Erntemengen mit 18.000 mt stabil.
2017/2018 werden wiederum 15.000 mt erwartet. Seit Mai dieses Jahres ist es sehr feucht in Madagaskar – deshalb fürchten einige schon dass die Ernte vielleicht doch kleiner ausfallen wird.
Qualitäten
Einige Stimmen sagen, dass die Komoren Nelken etwas besser sein sollen, als die madagassischen weil es weniger Zwischenhändler gibt, die die Ware verfälschen können.
Das Problem der Komoren: es gibt zu wenig Trocknungs- und Lagerhäuser. Deshalb trocknen die Farmer selber und lagern die Nelken an manchmal schlecht belüfteten Orten. Das kann zu Farbveränderungen führen. Beamte, die die Qualitäten vor Verschiffung kontrollieren sollen, sind nicht immer so gut ausgebildet, dass sie diese Qualitätseinbußen beurteilen können. Um Probleme zu vermeiden, ist deshalb eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Importeuren und Verladern notwendig!
Früher hieß es, madagassische Nelken würden qualitativ sehr unterschiedlich sein. Nachdem aber die madagassische Regierung, die GEGM Regeln (Groupement des exportateur de girofle de Madagascar = Verband der Nelken Exporteure aus Madagaskar) akzeptiert hat, hat sich Qualität stark verbessert. Nur zugelassene Handelshäuser dürfen, nachdem sie registriert wurden, exportieren. Gauner oder Betrüger sollen staatlicherseits vom Export ausgeschlossen werden.
Sri Lanka
Geschichte
Wie und wann die Nelken nach Sri Lanka kamen, weiß niemand so genau. Angenommen wird, dass es arabische Händler oder die Kolonialherren waren, die die Nelken von Indonesien nach Sri Lanka brachten, denn hier war einer der Haupthandelsplätze für Gewürze.
Aussehen und Aroma
Das Aroma der Sri Lankesischen Nelken wird maßgeblich vom hohen Gehalt an ätherischen Ölen (12-15 %) bestimmt. Neben anderen flüchtigen Ölen, sind 72-90 % davon Eugenol, das den Geschmack dominiert: Nelken dieses Ursprungs sind sehr aromatisch und würzig!
Anbau, Ernte und Bearbeitung
In Sri Lanka werden Nelken nicht wirklich angebaut, sondern wachsen auf kleinen Farmländern oder in Privat-Gärten. Sie wachsen besonders gut in den nassen Zonen, in der Mitte des Landes, zum Beispiel in Kandy, Kegalle und Mathale. Man nennt diese Gärten auch Kandyan Wald Gärten, wo Nelken neben Pfeffer, Muskatnüssen und Zimt wachsen.
Die Ernte erfolgt zwischen Oktober und Januar. Die größte Ernte betrug bisher 7.000 mt, eine durchschnittliche Ernte ist 4.000 mt groß, nur etwa 500 mt davon sind handpicked/handsortierte Ware.
Ein großer Teil der Nelken wird immer noch von der Sonne getrocknet, obwohl neue Verarbeiter gern Maschinentrocknung einsetzen. Man schätzt, dass bereits heute 50 % maschinengetrocknet sind. Gut getrocknete Nelken sind gold-braun, schlecht getrocknete sind weich und blaß braun mit einem weißlichen Belag („Khuker-Nelken oder auch fermentierte Nelken“) Vor dem Export werden die Nelken in Sri Lanka durch „De“-stoner oder Siebmaschinen vorgereinigt.
Qualitäten
Drei Qualitäten werden gehandelt: Hand-Picked ( händisch nachgereinigte Ware), Nelken Grad 1 und Nelken FAQ (Fair Average Quality). Eine Klassifizierung erfolgt je nachdem wieviel Nelken mit Kopf, größer als 10 mm Länge, wieviel % Stengel oder fermentierte Nelken enthalten sind und wieviel Fremdbesatz es gibt. Die beste Qualität sollen die Handpicked Qualitäten sein, darauf folgt Grade 1 als die zweitbeste. Nelken FAQ sind häufig eine Mischung von ganzen Nelken, kopflosen Nelken und Stängeln.
Bahia/Brasilien
Geschichte
Die Portugiesen brachten die Nelken nach Bahia, einem Bundesstaat an der Ostküste Brasiliens. Ähnlich wie in Indonesien und Vietnam gibt es hier ideale Wachstumsbedingungen für Nelken.
Aussehen und Aroma
Bahia Nelken sind größer und fallen vor allem wegen ihrer dunklen Farbe auf. Geruch und Aroma – so Kenner – soll sehr ähnlich wie die indonesische Ware sein. Bahia Nelken werden in Brasilien nicht weiterverarbeitet, so dass sie in Europa noch einmal nachgereinigt werden sollten.
Anbau, Ernte und Bearbeitung
Nicht wildwachsend, aber gemeinsam mit anderen Früchten und Produkten werden Nelken hier von Klein- und mittelgroßen Bauern angebaut und geerntet. Von Oktober/November bis Januar wird geerntet. Weil immer weniger Bahianer aufwändig per Hand pflücken wollen, werden Netze unter die Nelkenbäume gespannt. Dann werden die Bäume geschüttelt bis die Nelkenblüten herabfallen. Kein Hand-Picking notwendig. Anschließend erfolgt Sonnentrocknung.
Die Erntemengen schwanken zwischen 2-3.000 mt (kleine Ernte), über 4.-5.000 mt (mittlere Ernte) bis zu einer großen Ernte – wie 2016. Der Preis für Bahia Nelken liegt mit 1.000 – 1.500 USD pro Tonne unter der Madagassischen Ware.
Qualitäten
Der Fachmann unterscheidet je nach Anteil der Nelken mit ganzen Köpfen, Anteil der unreifen bzw. schimmelbefallenen und fermentierten Nelken, Unreinheiten und Fremdköpern, Reifegrad und kleinen Nelkenteilen (lights) in Bahia 1 (Especial), Bahia 2, 3 und 4.
(Alle Angaben spielen unsere persönliche Meinung wieder und sind ohne unser Obligo)