MOSH und MOAH
 
Es war eine ziemliche Schreckensmeldung, die im Dezember 2016 veröffentlicht wurde: Schokoladen-Weihnachtsmänner sollen mit krebsverdächtigen Mineralölen verunreinigt sein. In mehr als 15 Produkten sind damals aromatische Mineralöle (MOAH), die als potenziell krebserregend und erbgutschädigend gelten, gefunden worden. Es gibt keine amtlichen Grenzwerte, aber die aromatischen Mineralöle (MOAH) und die gesättigten Mineralöle (MOSH) sollen sich im Körper anreichern und Organe schädigen.  Besonders die Verwendung von bedruckten Verpackungsmaterialien, Recycling-Kartonagen oder Jutesäcke stehen in  Verdacht,  Mineralölbestandteile an Lebensmittel abzugeben.

 

 

 

Der BLL hat es jetzt amtlich gemacht

 
Inzwischen weiß man, dass Mineralölrückstände nicht nur aus bedrucktem Altpapier kommen, sondern entlang der Lieferkette entstehen können. Mit der neuen im Dezember 2017 veröffentlichten TOOLBOX des BLL (Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V.) gibt es eine tabellarische Zusammenstellung derzeit bekannter Eintragspfade, um Unternehmen bei der individuellen, stufenbezogenen Risikoanalyse zu unterstützen und darauf abgestimmte Handlungsoptionen vorzuschlagen. AKO hat dies jetzt für sich umgesetzt und die Lieferanten geschult.

 

 
Der BLL empfiehlt eine der Sorgfaltspflicht angemessene Problembehandlung entlang der gesamten Wertschöpfungskette nach dem Grundsatz des ALARA-Prinzips (as low as reasonably achievable/so niedrig wie vernünftigerweise erreichbar) und spricht sich gegen die Vorgabe pauschaler Zielgrößen oder einer generellen „Nulltoleranz“ gegenüber Mineralölkohlenwasserstoffen aus.

 

Potentielle Ursachen
 

Lange Zeit galten Kartons mit einem hohen Altpapiergehalt, Jutesäcke oder ölhaltige Druckfarben als Ursachen für MOSH und MOAH. Inzwischen weiß man mehr.

 

 
Viele Pflanzen produzieren „MOSHAnaloge“ selbst – sozusagen systemimmanent. Natürliche Bestandteile  in Gewürzen –  in den von den Pflanzen selbst produzierten ätherischen Ölen – sind  kohlenwasserstoffhaltig und können zu Fehlinterpretationen in Analysen führen.   Ihr Vorkommen ist deshalb in bestimmten pflanzenbasierten Lebensmitteln (wie Tee, Kräuter, Gewürze) unvermeidbar, selbst wenn keine mineralölbasierten Hilfs- oder Zusatzstoffe verwendet werden. Natürliche Kohlenwasserstoffe, wie Olefine, Terpene und Carotinoide, können darüber hinaus analytisch den gemessenen MOAH-Wert erhöhen.
 
Haben wir das hinter uns gelassen, bleiben maschineller Anbau oder Ernte: denn der Einsatz von Maschinen, die geölt werden oder Verbrennungsrückstände durch Abgase erzeugen, können  Mineralölrückstände erzeugen.  Das Feld befindet sich neben einer Straße? Na, dann herzlichen Glückwunsch!
 

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Nicht selten konnten wir auf unseren Auditreisen Sonnentrocknung von Gewürzen auf Asphalt sehen. In den tropischen Ländern heizt sich der Asphalt in der Sonne so auf, dass die Gewürze von der Sonne und dem warmen Asphalt gleichzeitig getrocknet werden – das geht schneller! Trotzdem lösen sich in starker Hitze Mineralölbestandteile vom Asphalt und können zu MOSH/MOAH Einträgen in den Produkten führen. Wir weisen deshalb unsere Lieferanten immer darauf hin, unter den Gewürzen Planen einzusetzen und den direkten Kontakt zum Asphalt zu vermeiden.
 

Trocknung neben der Straße

 
Auch von Containerauskleidungen aus Altpappe und -papier weiß man, dass sie zwar wirksam gegen Schwitzwasser sind, aber in großer Hitze Mineralbestandteile abgeben. Deshalb empfehlen wir unseren Lieferanten den zusätzlichen Einsatz von Dry Bags. In besonders gefährdeten Ursprüngen verzichten wir ganz auf Papierauskleidungen und verladen in „reefer“ Containern. Das ist zwar ein bisschen teurer, aber sicherer.

 

 
Bewertung
 
Gut dass Mineralölbestandteile in Lebensmittel unter Zugrundelegung üblicher Verzehrgewohnheiten nach Auffassung des BLL kein akutes Lebensmittelsicherheitsproblem mehr darstellen.  [1] Eine Regulierung, so der BLL, stünde in keinem Verhältnis zum wissenschaftlich begründeten objektiven Handlungsbedarf und sei derzeit keine angemessene Maßnahme. Das mag auch der Grund sein, dass bisher keine schärferen Gesetzgebungen  – trotz mehrerer Anläufe – verabschiedet worden sind.
 
Trotzdem sind Mineralölbestandteile nach bestehender Auffassung des Bundesinstituts für Risikobewertung (Bfr) unter Bezugnahme auf Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit  in Lebensmitteln unerwünscht und sollten soweit technisch machbar minimiert werden.
 
AKO Lieferantenmanagement
 
Wir sind stolz auf unser Lieferantenmanagement, denn wir unterhalten einen engen Kontakt zu unseren Partnern im Ursprung. Genau wie unsere Kunden, informieren wir so unsere Geschäftspartner regelmäßig über neue europäische Erkenntnisse, Anforderungen oder Gesetzesinitiativen.
 

Schulung von Bauern im Ursprung


 

Neben Auditreisen und Schulungen vor Ort, kommunizieren wir in SPICE LETTERN für Lieferanten mit ihnen. Unser letzter SPICE LETTER informierte unsere Lieferanten in Übersee über ihre Möglichkeiten MOSH/MOAH schon im Ursprung, bei Anbau, Trocknung, Verarbeitung und Verpackung, zu reduzieren und unsere Laboranalysen geben unseren Partnern im Ursprung das notwendige Feedback zu den erzielten Fortschritten.

[1] https://www.bll.de/de/der-bll/positionen/bll-stellungnahme-sachstand-mineraloel

 

 

 

 

(Alle Angaben basieren auf eigenen Erfahrungen und Ansichten und sind ohne Obligo)